Mittelstandsverband sieht Verbraucher durch Bundesregierung massiv getäuscht

Pressemitteilung 23.09.2019

Die Allianz Selbständiger Reiseunternehmen – Bundesverband e.V. (asr) sieht sich nach der Insolvenz von Thomas Cook in ihrer Auffassung bestätigt, dass Größe nicht vor einer Insolvenz schützt und fordert eine umfassendere Absicherung der Kundengelder bei den verblieben Großveranstaltern.

„Die Absicherung über den Deutschen Reisepreis-Sicherungsverein VVaG ist völlig unzureichend: Hier sind die Verbraucher seit 25 Jahren durch die Bundesregierung systematisch im Unklaren gelassen worden“, kritisiert asr-Präsident Jochen Szech die Sonderregelung bei der Insolvenzabsicherung für mehrere Großveranstalter, darunter auch TUI und Rewe/DER.

Der Verband legt gleich Zahlen nach: „Rund 150.000 deutsche Thomas-Cook-Reisende sind aktuell in den Zielgebieten betroffen und können ihren Urlaub nicht wie geplant zu Ende bringen. Hinzu kommen Hunderttausende weitere Kunden, die in den vor der Tür stehenden Herbstferien ihren wohlverdienten Urlaub antreten wollten und diesen schon an Thomas Cook bezahlt hatten – hätte es TUI oder Rewe getroffen, wäre der Schaden noch höher und der viel zu kleine Fonds des DRS würde vorne und hinten nicht ausreichen!“, so Szech.

Der vom DRV 1994 initiierte DRS erhielt von der damaligen Bundesregierung die Genehmigung, die Haftung auf 200 Mio. DM – also heute gut 100 Mio. Euro – zu begrenzen: Übersteigt die Schadenssumme eines Jahres diesen Betrag, erhält jeder Geschädigte seine Ansprüche nur anteilig ausgezahlt und bleibt auf einem Teil seiner Forderungen sitzen. Trotz massiver Umsatzsteigerungen der Konzerne ist die Summe nie angepasst worden.

Szech kritisiert: „Das Ammenmärchen, dass Großveranstalter nicht insolvent werden können, ist seit heute auch faktisch widerlegt – den Schaden tragen aber nicht nur die Verbraucher, die auf die falschen Versprechen der Bundesregierung und der Touristikkonzerne hereingefallen sind: Leidtragende sind vor allem Tausende von mittelständischen Reisebüros, die nun unentgeltlich die Kunden in der Krise beraten müssen, sowie ebenfalls Tausende von mittelständischen Veranstaltern, die unweigerlich mit der Frage konfrontiert werden: Wie sicher ist die Pauschalreise noch?“

Der asr weist in diesem Zusammenhang auch noch einmal darauf hin, dass durch die Pflicht zur Vollabsicherung die mittelständischen Reiseveranstalter jahrzehntelang einen durch die Bundesregierung legitimierten Wettbewerbsnachteil zu verkraften hatten und noch immer haben – aber dennoch erfolgreich und verbraucherfreundlich arbeiten.

Der Mittelstandsverband sieht die Hörigkeit der Bundesregierung in allen Branchen gegenüber Großkonzernen durch die aktuelle Entwicklung einmal mehr ad absurdum geführt. Szech fordert die Bundesregierung auf: „Wachen Sie endlich auf und stellen Sie sicher, dass für alle Anbieter die gleichen Spieregeln gelten, was Wettbewerb und Verbraucherschutz anbetrifft, sowohl für die Veranstalter als auch für deren Airlines.“

Der asr erwartet, dass von der Thomas Cook-Pleite kurzfristig vor allem TUI und DER profitieren werden. Daher ist aus Sicht des Mittelstandsverbandes genau jetzt der Zeitpunkt, endlich eine wirksame Insolvenzabsicherung und somit einen effektiven Verbraucherschutz bei den noch verbliebenen beiden Großveranstaltern durchzusetzen.